Titze Feigenkaffee

Linz war einmal die Ersatzkaffeehauptstadt Österreichs. Adolf Julius Titze gründete 1868 in Rottenegg (St. Gotthard im Mühlkreis) die „Erste oberösterreichische Feigenkaffee-Fabrik“. Im Jahr 1894 begann Julius Theodor Titze, der Sohn des Firmengründers, mit dem Bau einer Fabrik in Linz, 1895 erhielt er den Gewerbeschein zur Erzeugung von Feigenkaffee.  Die Adolf J. Titze Feigenkaffee Fabrik wurde 1910 in eine Adolf J. Titze Gesellschaft m. b. H. umgestaltet, ein Hauptaktionär war damals bereits Karl Franck. Der Pöstlingberg in Linz wurde zur Schutzmarke des ab 1928 auch in Würfelpaketen verkauften Feigenkaffees. Das Verkaufsbüro lag in Wien VII, Mariahilfer Straße 88 a (Zitahof). Die weitere bewegte Geschichte von Titze kann in einer von Johann Pammer sehr gut recherchierten Darstellung der Firmengeschichte nachgelesen werden. Im Herbst 2014 gab es eine Sonderausstellung "Nostalgie pur mit Titze- und Lindefiguren" im Hirschbacher Bauernmöbelmuseum.

1879 wurde als erste Auslandsgründung der Zichorien-Kaffeesurrogat-Fabrik Heinrich Franck Söhne bei Ludwigsburg die Produktion nach Linz verlegt. Der Familienbetrieb wurde 1926 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und 1944 mit dem Malzkaffeekonzern Kathreiner fusioniert. Die ältere Linzer Feigenkaffeefabrik Titze wurde 1971 eingegliedert, Franck selbst jedoch schon zwei Jahre später vom multinationalen Nestlé-Konzern übernommen.

Die Firma Titze verfolgte - wie viele andere Kaffeeersatzfirmen auch - die Strategie der Werbebeigaben. Papierwerbung, Sammelbilder, verschiedenste Figuren und Spielsachen sind Teil eines riesigen Sammelgebietes, mindestens ebenso groß wie das des Franck-Kathreiner-Produktes Linde.

Es gibt verschiedene Kennungen: Pickerl mit schwarzer Schrift auf weißem Grund und dem bekannten Klecks als I-Punkt, gegossene und gebrannte Titze-Schriftzüge, Werbegeschenke hatten verschiedenste Kennungen ... Wie für Linde gilt: nur Beigaben mit (gut erhaltenen) Kennungen sind für den Sammler interessant. Originalpackungen mit vermeintlichem Inhalt sind extreme Raritäten.

Ich möchte zuerst nur einige wenige Bilder von Titze-Werbebeigaben aus meiner Sammlung präsentieren. Die Fotos zum Vergrößern anklicken. Unten erfolgt die chronologische Darstellung. Ich gehe aber nicht so ins Detail wie bei "Linde". Auf die Darstellung der Papierwerbung verzichte ich weitgehend.

Titze-Figuren

Märchenfiguren

Die Serie Märchenfiguren besteht aus 14 Figuren (König, Königin, Prinz, Prinzessin, Hänsel und Gretel und Hexe, Rumpelstilzchen, Rotkäppchen und Wolf, Froschkönig und Königskind in der Wiege und der gestiefelte Kater). Es gibt sie in den Farben weiß, reinweiß, blaßgelb, gelb, orange, grün und blau. Misch- und Übergangsfarben kommen vor.

Zwerge

Die sieben Zwerge des Herstellers Heinerle gibt es mit Kennung an der Sohlenunterseite in beige, gelb und orange, daneben in weiß und reinweiß mit Pickerl. Sehr selten sind bunte und bemalte Zwerge mit Pickerl.

Tierfiguren

Tiere mit Kennung:  Die bekanntesten und häufigsten Titze-Figuren sind die klassischen Tiere (Bild 1) mit mitgegossener Kennung in weiß, reinweiß und zartem Rosa (analog zur Tierserie II von Linde), dann die Haustiere in weiß, reinweiß, beige, grau, braun und schwarz, ebenfalls mit mitgegossener Kennung (Bild 2 und 3).

Tierserien mit Pickerl: Pferde, Raubkatzen, Kamele, Bisons, Esel, Nashorn, Nilpferd, Elefant ... Diese Figuren gibt es je nach Serie in reinweiß, weiß, hellbrau, dunkelbraun, braungrün, grün und grau. Zuletzt die Bärenserie mit schönem Pickerl in weiß. Die drei kleinen Bären im Vordergrund sind recht selten! Sehr selten sind braune Tiere (Kuh, Pferd ...) mit Pickerl - siehe letzte Reihe. Diese kenne ich ungemarkt und mit Heißprägung von Morli.

Ritter

Eine erste Serie besteht aus 16 stehenden Ritterfiguren, hergestellt wie viele Titze-Werbebeigaben von der Firma Manurba. Die Kennung befindet sich am Sockel. Dann gibt es sechs verschiedene kleine reitende Ritter auf vier verschiedenen Pferden (also 24 Kombinationen). Die kleinen Pferde (mit Kennung) gibt es auch (wesentlich seltener) in schwarz. Sechs große reitende Ritter zeigt Foto 6, hier gibt es ebenfalls vier verschiedene Pferde, in weiß kenne ich die (noch) nicht. Große Ritter haben eine Kennung, die kleinen nicht. Färbige Ritter ohne Kennung waren angeblich auch im Kaffee. Hersteller: Manurba.

Wilder Westen: Indianer und Cowboys

Es gibt drei Indianer in rot-braun und drei Cowboys in gelb, orange und grün in verschiedenen Tönen. Relativ grobe Figuren, sehr häufig beschädigt. Die selben Figuren - sorgfältiger gegossen - gibt es von Elastolin (Kennung an der Sockelunterseite). Siehe Bild 3 und 4.

Sonstige: Schachfiguren, Steckhunde mit Pickerl, Afrikaner, Sportler ...

Die 32 Schachfiguren tragen das Pickerl an der Sockelunterseite. Bild 2: die Bakelit-Tierfiguren von Titze mit zarter Kennung am Sockel. Die Afrikaner mit diversem Zubehör haben eine Kennung am Sockel, das Kind ist mit Kennung extrem selten. Die 12 Sportler mit Pickerl gibt es in weiß, beige, ocker, lachsfarben bis rosa und grün. Die selben Motive gibt es von Haribo (Olympia-Serie). Die Steckhunde gibt es in unzähligen, nicht immer rassenkonformen Variationen. Stehauffiguren mit Pickerl sind rar. Pinguin und Pudel. Zuletzt die wohl ältesten Figuren von Titze: Cowboys, Indianer, Piraten, Disneys mit Prägung und Toby mit Pickerlrest. Die meisten beschädigt - brüchiges Hartplastik.

Titze: Flugzeuge, Boote, Schiffe und Autos

Flugzeuge

Es gibt vier verschiedene Weichplastikflugzeuge in Rot, Blau, Gelb und Grün. Diese haben eine mitgegossene Kennung an der Flügelunterseite und Plastikachsen.

Es gibt - so mein aktueller Wissensstand - 10 verschiedene Hartplastikflugzeuge mit Metallachsen in mindestens 6 verschiedenen Farben. Diese sind aufgrund des spröden Materials oft beschädigt. Sie haben mitgegossene Kennungen oder einen kleinen oder großen gebrannten Titze-Schriftzug als Kennung. Auch Kombinationen und blaue Aufdrucke kommen vor.

Zuletzt gibt es noch silberne Militärflugzeuge (siehe Bild in der Mittte) mit Pickerl oder Heissprägung. Da kenne ich bisher fünf Typen. Ähnliche Modelle gibt es von Reindorf.

Boote und Schiffe

Es gibt die kleinen Segelboote in vier Variationen. Diese spröden und dünnen Hartplastikboote sind bis auf die Farben ident, tragen an der Unterseite die Kennung und unterscheiden sich durch die Form des Segels. Transparente und marmorierte Varianten kommen vor. Selten, da oft beschädigt (gebrochene Segelmasten). Rechts in der zweiten Reihe ein Kanu mit Heißprägung.

Die großen Segelboote haben ein Pickerl und gibt es in sechs Variationen. Rot/blau fehlt mir noch.

Daneben gibt es die kleinen Schiffe, die wir auch von Linde, Morli und Korona kennen (Bild IV und V). Die Kennung - bei Titze eine mitgegossene Kennung - befindet sich an der Rumpfunterseite.

Die nächsten Bilder zeigen die Variationen des Polizeibootes und den Dampfer, den es zum Unterschied von Linde in vielen bunten Farbvariationen gibt.

Mit Pickerl kenne ich nur das Sportboot (siehe Foto VI)

Autos

Ein paar Beispiele für den Variantenreichtum bei den Titze-Autos. Hartplastikautos mit Metallachsen, zum Beispiel der Hartplastikmercedes in Schwarz mit Rädervarianten. Titze-Tankwagen mit Pickerl (Firma Göso) bzw. Kennung (Roco). Göso Autos mit Pickerl in zwei Varianten (Fahrerkabine). Zuletzt Hart- und Weichplastikfahrzeuge mit verschiedenen Kennungen (gegossen, gebrannt). Erstes Foto fünfte Reihe: große Weichplastikautos mit Heißprägung. Roco-Autos mit Titze-Prägung. Und zuletzt Originalpackungen von Göso- und Roco-Autos. 

Baufahrzeuge: Hier Bilder einer recht schwer zu bekommenden Serie des Herstellers Jean Höfler mit Pickerl. Die Dampfwalze gehört aber vor allem zur unten angeführten Oldtimerserie.

Oldtimer mit Pickerl: Hier gibt es den Feuerwehrspritzenwagen, die Personenkutsche, die zwei Oldtimerautos mit Plastikachsen, die Lokomotive und die Dampfwalze jeweils in Farbvarianten. Made in Hong Kong vertrieben von der US-Firma Lido mit Pickerl. Diese Modelle sind folgenden "Models of Yesteryear" der Firma Lesney aus den Jahren 1958 bis 1961 nachempfunden: Y 04-B Shand Mason Horse-Drawn Fire Engine; Y 07-B Mercer Raceabout; Y 11-A Aveling & Porter Steam Roller; Y 12-A London Horse-Drawn Bus; Y 13-A American General Santa Fe Locomotive; Y 15-A Rolls-Royce Silver Ghost. Verteilungszeitraum: Anfang der 60er Jahre.

Am dritten Foto zweite Reihe noch ein Rennauto, wie wir es auch von Korona kennen - mit Pickerl.

 

Verschiedene Panzer (zum Teil in Originalverpackungen) mit Soldaten. Diese haben eine oft nur sehr schwer erkennbare Kennung am Rücken. 

Eisenbahn

Sechs verschiedene Eisenbahngarnituren gibt es von Titze. Selten sind die Manurba Waggons und Loks (analog zu Linde) mit Pickerl (Bild I). Dann die große Garnitur, die ich auch von Napoli und ungemarkt habe. Foto 3: Hartplastikteile mit Pickerl mit zwei verschiedenen Lokomotiven. Viertes Foto: Wiederum Manurba Loks und Waggons. Diese können zerlegt werden, hunderte Variationen können so gestaltet werden. Zuletzt wunderschöne Lokomotiven und Wagen mit Plastik- oder Metallachsen.

Spielzeug

Ein riesiges Gebiet. Hierunter fallen natürlich nur Werbebeigaben mit entsprechender Kennung: Heißprägung, Pickerl oder mitgegossene Kennung.

Sonstiges und Raritäten

Wie bei allen Firmen gibt es auch bei Titze sehr häufige Werbebeigaben (weiße Tiere, weiße Märchenfiguren, Zwerge) und seltene Teile. Auf den folgenden Bildern sind rare Sachen abgebildet, die Beschreibung erscheint beim Anklicken und Vergrößern.

Exkurs: Titze-Sammelbilder

Diese Sammelbilder wurden in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgegeben. Sie waren aber nicht im Kaffee, sondern konnten gegen ausgeschnittene Pöstlingberg-Schutzmarken, die auf jeder Titze-Packung aufgedruckt waren, postalisch angefordert werden. Dass sie auch direkt in den Geschäften ausgegeben wurden, ist anzunehmen. Noch heute kriegt man zusammenhängende Bilder und Bögen. Meist gibt es diese Bilder aber eingeklebt in Heften oder Büchern und daher haben viele Bilder Kleberänder. Unversehrt oder in den Originalsammelalben sind sie eher selten. Diese Sammelalben gibt es auch ohne Titze-Aufdruck unter dem Namen Zoologisches Album. Es gibt die Pflanzen- und die Tier- (Vögel)serie. Ich habe mich hier um eine möglichst umfassende Darstellung bemüht und wurde dabei von einem Experten aus Wien unterstützt: Josef Urban.

Serie I: Pflanzen

Es gibt insgesamt 180 Stück in einer Größe von 6 x 11,5 cm. Vorne die meist sehr exakte und detailgetreue Darstellung der Pflanze, hinten Text zur Pflanze und Werbetext für Titze. In den Ecken der Bögen finden sich Zahlen wohl zur Orientierung bei der Ausgabe. Selten sind Bilder mit geschwärzter oder schraffiert überdruckter Nummer.

Serie II: Tiere und Vögel

Es gibt insgesamt 716 Bilder in drei verschiedenen Formaten.

1) Große Bilder (17 x 12 cm):

Hier gibt es 4 Bilder mit den Nummern 1 bis 4: Steinadler, Kondor, Helmkasuar und Uhu. Diese vier und ca. 50 weitere gibt es aber auch ohne Nummer nur mit Beschreibung des Tieres und einem zwei- oder dreizeiligen Titze-Text auf der Rückseite. Die Motive der großen Bilder finden sich bei den anderen Formaten wieder.

2) Mittelgroße Bilder (12 x 8,5 cm): Die Bilder gibt es in dieser Größe von Nummer 5 bis 44. Sieben verschiedene Varianten die Rückseite betreffend sind mir bis jetzt bekannt. Kinderreim ohne Nummerierung, blauer Aufdruck, mit Nummer - zweizeiliger Text, übermalt, mit/ohne Nummer und "Hinweis für kluge Kinder", mit Nummer - dreizeiliger Text (nicht am Bild).

3) Kleine Bilder: 6 x 8,5 cm. Nummer 45 bis 716. Bild I: die klassischen drei Varianten der Bildrückseite. Bild II: Minimale Abweichungen im Text kommen vor. Bild III: seltene vierte Variante bei Bildern mit Nummer. Bild IV: weitere Varianten: leer bzw. ohne Nummer. Eine Serie der kleinen Bilder ist auch von der Firma Franck bekannt.